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#gesichtzeigen Alica Atmann

Freiberg, du warst meine Geburtsstadt,
und bist zu meiner Wahlheimat geworden.

Mein halbes Leben hast du mich großgezogen. 
Verabschiedet hast du mich und wieder aufgenommen, 
als ich zurückkehrte und an deinen Stadtmauern um Einlass bat.

Freiberg, du altes Bergwerk. 
Einst glänztest du vor Silber, doch die Silberfunde versiegten.
Und es war an den Menschen, aus Dir neue Schätze und Quellen zu Tage zu fördern.

Freiberg, einst warst du mein Spielplatz, doch ich wurde erwachsen. 
Und heute ist es an mir, deine Kopfsteinpflasterstraßen, Neubaugebiete, Brunnen und Stadtmauern zu meinem Lebensraum zu machen.

Freiberg, einst warst du eine Monokultur, ein Fichtenwald. 
Dessen Boden trockener und eintöniger, dessen Wege dunkel und unwegsam wurden. Die Menschen forsteten Laubbäume auf
und nun ist es an Dir, dich als Mischwald zu akzeptieren.

Freiberg, einst war deine Sprache einfach, sächsisch und weiß.
Mittlerweile bist du mehrsprachig geworden, bunt und international. 
Nun ist es an Dir, deine Geschichte auch fremdsprachig zu erzählen; 
zu übersetzen für jene, die dich mit Neugierde bereisen, besiedeln, googeln, und auf Facebook nach ihren Bergstadtspaziergängen liken.

Unser gemeinsames Älterwerden war eine Kunst des Lebens, leben Lassens, Neugestaltens.
Weder deine Einkaufsstraßen noch dein Universitätsgelände oder die Farbe deines Rathauses sind in all diesen Jahren gleich geblieben. 
Und ich finde: du bist mit jedem Anstrich nur schöner geworden!

Einst war dein Erbe das Silber, seit kurzem ist es die Weltkultur: 
Wenn du diesem neuen Erbe gerecht werden willst, Freiberg, 
ist es nun an Dir, 
die Welt und dessen vielfältige Kulturen 
in deine Arme zu schließen.

So wie du ein freier Berg für mich warst, hoffe ich, 
dass du ein „Frei-Berg“ für alle 
sein kannst und 
dein Glück auf
all deine Bürger
setzt.

Alica Atmann / Yogalehrerin und Psychotherapeutin

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